Presse:2009 09 Die Kölner Theaterzeitung Akt über das Mnemetische Sofa mit Klaus Fehling und KONG / PRAXIS

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Salzgebäck und mnemetische Verwirrung

Die Kölner Theaterzeitung akT 9/2009
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"(...) Regelmäßig finden daher auch Themensalons und schräge Künstlergespräche auf dem "Mnemetischen Sofa" statt von Menschen, die sich gegenseitig inspiriert haben. Zuletzt, im Juni, plauderten Staab selbst sowie der Autor (u. a. auch von akT) Klaus Fehling über ihre langjährige Zusammenarbeit. Die führte sie wild mäandernd über Theaterproben in Sekten-Ashrams in Braunschweig, den schizophrenen Art Brut-Künstler Adolf Woelfli und gemeinsame theatrale Recherchen zu den rätselhaften Nazca-Spuren in Peru. Neben bürgerlichen Integrierungsversuchen als Buchhändler (Fehling) und Ausstellungs-Projekleiter (Staab) wurden Fluxus-Installationen im Kölner Neptun-Bad veranstaltet, Borgestexte in Bibliotheken inszeniert oder ein "Synchronschwimmerverband" gegründet. Zwischendurch reicht eine junge Frau mit freundlichen Verbeugungen Salzgebäck herum, gemeinsam stimmen wir zu Gitarre ein Publikumsbeschimpfungslied an - und am Ende ist man reichlich verwirrt, aber auch angenehm inspiriert.

Ohnehin ähnelt die Kunstpraxis ein wenig einem intellektuellen Familienbetrieb. Die Zuschauer kennen sich oft, aber auch wer fremd ist, wird auf der Dachterrasse im Anschluss ins Gespräch integriert.

Nun soll in der Kunstpraxis Staab zunehmend auch Theater gemacht werden. Etwa mit der Inszenierung des Stücks "Kong" von Klaus Fehling - wenige Wochen, nachdem es in der Orangerie durch das Theater 1000 Hertz uraufgeführt wurde (akT.4). Inszeniert wurde es auch von Staab, aber "nicht als Infragestellung der Uraufführung", sondern als Vergleichsmöglichkeit.

In der PRAXIS werden vor den Sitzbänken erst einmal die Stahlketten geschlossen - wir sind alle mitgefangen. Der Riesenmenschenaffe Kong ist eine Frau: Dorothea Reinhold liegt wie eine Obdachlose in eine Decke gewickelt unter der Treppe. Die Ketten, in denen das dressierte Showobjekt gefangen ist und jeden Abend voyeuristischen Zuschauern seine gruseligen Spä8e vorführt, sind bei ihr nur virtuell - ein Chromstahl-Armband. Und das weist auch auf ihre Interpretation: ihre Figur mit der schönen, dunkel vibrierenden Stimme erzählt eher einen gescheiterten Lebenslauf als ein deprimiertes ExMonster bei der 1000. Publikumsbelustigung. Eine Frau in mittleren Jaehren nach Ende ihrer Blütezeit, irgendwie im Lebenslauf entgleist und jetzt in einem kahlen Kunstraum gestrandet, als letztes Refugium, wieein räudiger Straßenköter. Vielleicht wahnsinnig, vielleicht betrunken, vielleicht anders verzweifelt. Dorothea Reinhold arbeitet nioht mit Bildern, sondern mit Fantasien des Zuschauers und nicht immer eindeutig zum Text passend. Es ist mehr die Geschichto einer Frau als eine zynische Analyse der Perversion des Zusohauens. Dennoch ist der Abend, trotz aller szenischen Schlichtheit, sehr intensiv: ihre gewaltige Stimme, ihr Körper in einfacher dunkler Kleidung beherrschen den Raum. Ein lohnenswerter Ausflug in ein aufregendes Kunstuniversum und eine Reise in den eigenen Kopf. (...)"