Presse:2009 05 15 Kölnische Rundschau über Kong

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Monster ohne Krallen

Theater 1000 Hertz zeigt "Kong - einen fremden Helden"
THOMAS LINDEN

King Kong zählt zu den Helden der Trivialkultur des 20. Jahrhunderts. Mit dem Kult um seinen Status als sympathisches Monster ist er über die Jahre zum Plüschäffchen degradiert worden. Aber ein Monster ohne alles Schreckliche ist kein Monster. Für einen Moment, in der ersten Begegnung, stellt Sunga Weineck in der Inszenierung "Kong" den Horror wieder her. Mit einem Schrei springt er seinem Publikum in der Orangerie entgegen, um es dann freilich sofort wieder mit sanften Worten zu beruhigen. Ein wenig zu schnell gerät Christina Vayhinger und ihr Theater 1000 Hertz mit dem "Monolog für einen fremden Helden" des Kölner Autors Klaus Fehling in ruhige Gewässer. Immer wieder rüttelt der König des Urwalds, dem wir hier domestiziert im goldenen paillettenbesetzten Smoking begegnen, an seinen Ketten. Aber so richtig gefährlich wird er nicht mehr. Fehling nimmt für seinen Monolog den Faden der King-Kong-Geschichte in jenem Moment auf, in dem der Affe in einem New Yorker Theater vorgezeigt wird. Die Fahrt über den Atlantik liegt hinter ihm, seine Gefährtin, die Schauspielerin Ann Darrow, hat ihn verlassen, weil ihr das Leben als routinierte Sensation zu langweilig geworden ist. Kong dagegen hat sich im Showbusiness eingerichtet. So geht es bei Fehling denn auch eher um den Überdruss an der medialen Vermarktung von Schicksalen, als dass er noch einmal das Drama um die Einsamkeit der romantischen Liebhabergestalt aufgreifen würde. Die Konsequenz dieser Entscheidung ist eine Abkehr von der Dramatik zu Gunsten einer temperierten Reflexion über den Niedergang des Helden zum genügsamen Showmaster. Sunga Weineck gelingt diese Wendung tadellos. Allein: Es fehlt die Wucht, die der Gestalt des King Kong als Metapher ungezähmter Emotion innewohnt - selbst ein kastrierter Liebhaber muss noch einen Hauch von Leidenschaft erahnen lassen. Freilich ein schwieriges Unterfangen angesichts einer Vorlage, die möglicherweise besser als Prosatext denn als Spielanleitung für die Bühne funktioniert hätte.