Presse:2022 05 KStA über "Funkenflug"

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Texte und Melodien improvisiert

Freunde aus Hürth und Brühl bringen CD auf den Markt

Von Ulla Jürgensonn

Brigitte Angerhaus und Klaus Fehling verbindet eine langjährige Freundschaft. Foto:Peter Walter


Brühl/Hürth - Was braucht man, um eine CD aufzunehmen? Ein Tonstudio, klar. Dann könnte eine lange Liste an Ausrüstung, Technikern und Musikern folgen. Bei Brigitte Angerhausen und Klaus Fehling ist das Rezept ein anderes: „Ein Kopf voller Bilder und Worte, ein Herz voller Klänge und Melodien, ein Instrument, ein Mikrofon, eine Freundschaft – und die Zeit, die es braucht, um zu reifen.“ Zeit zu reifen

Angerhausen, Toningenieurin aus Hürth, und Fehling, Theaterautor aus Brühl, sind seit gut 30 Jahren befreundet, seit einer beruflichen Begegnung. Und doch fanden sie erst in der Corona-Pandemie die Zeit, „es reifen zu lassen“. Jetzt haben sie die CD „Funkenflug“ herausgebracht. Zehn Musikstücke, bei denen sie am Flügel gesessen und er Texte beigesteuert hat. Das Ungewöhnliche: Alles ist improvisiert.

Viermal haben sich die beiden in Brigitte Angerhausens Hürther Tonstudio getroffen, in dem auch ihr Flügel steht. „Ich hatte Textfetzen dabei, Sätze, die ich mit mir trage“, erzählt Klaus Fehling. Die Musikerin habe Melodien im Kopf gehabt. „Jeder hatte ein Köfferchen mit seinem Handwerkszeug dabei“, nennt das der Autor und Dramaturg.

„Wir wollten einfach nur spielen“, sagt Angerhausen. Nach der ersten Session brauchten sie ihre Bausteine nicht mehr, improvisierten völlig frei. Für die Produzentin und Tonmeisterin, die mit Künstlern wie Nina Hagen, Nelly Furtado, Sheryl Crow und Mark Knopfler gearbeitet hat, „der totale Gegenentwurf“ zu dem, was sie sonst macht.

Ein halbes Jahr dauerte es, bis die vier Sessions aufgenommen waren. Die beiden hörten alles an, verwarfen einiges, waren sich aber einig: Da sind schöne Sachen bei. Ohne die erzwungene Tatenlosigkeit in der Pandemie wäre das nie zustande gekommen, ist Fehling sicher: „Da konnten Dinge entstehen, zu denen man sich sonst den Mut nicht gönnt.“ Für ihn hat die CD noch eine weitere besondere Bedeutung. Er sei an Parkinson erkrankt, erzählt er, und damit habe er weniger Möglichkeiten, „etwas von mir rauszulassen“. Früher hat er mit Mark Benecke in der Kölner Schlager-Punk-Band „Die blonden Burschen“ gespielt, aber: „Auftritte gehen nicht mehr.“

Die Musikstücke auf der CD „Funkenflug“ kann man ohnehin nicht auf die Bühne bringen, sie konnten nur in der Improvisation entstehen, im Loslassen. „Es hatte etwas Leichtes, es wollte nichts“, erinnert Brigitte Angerhausen sich an die Aufnahmen: „Es sind berauschende Momente entstanden.“ Berührende Musik

Massentauglich ist das Ergebnis nicht, auch nichts, was man mal nebenbei hört. „Es geht nicht darum, dass die Leute es mögen, sondern darum, dass es sie berührt“, sagt Klaus Fehling.

Dass hier kein musikalisches Fast Food in Plastikverpackung auf den Tisch kommt, merkt man schon, wenn man die CD auspackt. Sie steckt in einer kleinen Pappschachtel, deren Fachbezeichnung es Brigitte Angerhausen angetan hat. „Eckengehefteter Ritzstülpkarton“ nennt man das Modell eines Berliner Herstellers.

In Handarbeit wurden die Etiketten drauf geklebt, von Hand auch das Seidenpapier gefaltet, das die CD in der Schachtel umhüllt. Dazu noch ein Booklet mit den Texten und ein Blatt mit Fotos eingelegt – da kann man vermuten, dass die Beteiligten froh waren über die kleine Auflage von nur 500 CDs. „Ein Liebhaberstück“, sagt Brigitte Angerhausen. Und Klaus Fehling: „Das ist mehr als etwas, das man einfach nur einlegt in den CD-Spieler.“

Bekommen kann man die CD „Funkenflug“ über Angerhausens Homepage, sie kostet 25 Euro.