Presse:2005 07 02: Kölnische Rundschau über Was wird mit Gott...?: Unterschied zwischen den Versionen

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Kölnische Rundschau vom 2. Juli 2005 über [[Was wird mit Gott wenn ich tot bin?]]
  
 
==Mit Schreber auf der Couch==
 
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Version vom 10. April 2006, 10:42 Uhr

Kölnische Rundschau vom 2. Juli 2005 über Was wird mit Gott wenn ich tot bin?

Mit Schreber auf der Couch

Premiere im ARTheater: "Was wird mit Gott, wenn ich tot bin?"

von THOMAS LINDEN

Der Fall des Daniel Paul Schreber zählt zu den klassischen Patientengeschichten der Psychoanalyse. Kein Geringerer als Sigmund Freud hat sich mit der psychischen Erkrankung des Senatspräsidenten Schreber, dem Sohn des "Schrebergarten"-Erfinders, beschäftigt. Vor 100 Jahren veröffentlichte Schreber sein Buch "Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken", das entstand, als er sich seiner drohenden Entmündigung widersetzte. André Erlen hat diesen interessanten Stoff als Vorlage für eine Inszenierung benutzt, in der er selbst neben Bernd Rehse und Heidrun Grote auf der Bühne des ARTheaters zu sehen ist.

Die Hauptrolle spielt Monika Barth, denn Schreber wünschte sich seine Verwandlung in eine Frau. "Was wird mit Gott wenn ich tot bin?", ein besorgter Ausspruch von Schreber, bildet den Titel der Inszenierung, die das Beharrungsvermögen eines Menschen zeigt, der sich nicht abschieben lassen will. Monika Barth lässt vom ersten Moment an keinen Zweifel am Durchsetzungswillen Schrebers, seine Ärzte zerbrechen an ihm. Schreber verstand zu argumentieren, er entwarf ein in sich logisches Weltbild, in dem er sich zum Erlöser stilisiert.

Die Inszenierung tut sich jedoch schwer im Versuch, den Weg in den Wahnsinn zu zeigen. Wie konnte es kommen, dass sich der Jurist gegen die Mediziner durchsetzte? In kurzen Szenenbildern blendet Erlen Episoden aus der psychiatrischen Anstalt oder aus Schrebers Umfeld auf, die Handlung tritt gleichwohl auf der Stelle.

Wahn wird mit verzerrten Gesichtern dargestellt; in solchen Passagen wird offensichtlich, dass die Regie hilflos vor dem Sujet ihrer Geschichte steht. Auch wenn André Erlen mitunter zeigt, wie im Wahn plötzlich die Sprache ausufert, ja explodiert, bleibt die Inszenierung insgesamt gedanklich wirr und scheitert an ihrem Thema.