Presse:2003 12 13: Leonberger Kreiszeitung über Klopfzeichen...

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Leonberger Kreiszeitung über "Klopfzeichen..."

Leonberger Kreiszeitung vom 13. Dezember 2003 über Klopfzeichen. Leuchtfeuer. Rauchsignale.:

Spiel mit den Bedeutungsebenen

Verständigung kann tödlich enden

GERLINGEN - Ist alles und überall Verständigung? Wer das Kammerspiel sieht, das Marcel Keller aus Klaus Fehlings Theatertext "Klopfzeichen. Leuchtfeuer. Rauchsignale. geformt hat, kann den Eindruck gewinnen. Aber Vorsicht, Verständigung kann tödlich enden. Am Donnerstag war Uraufführung in der Akademie Schloss Solitude.

Von Friederike Voß

"Es ist Zeit. / Ich fliege nicht zur Paarung. / Ich fliege gegen die Bilder. / Für die wenigsten werde ich eine Heldin sein. Diese Frau ist kein Leuchtkäfer, der das Signal zur Liebe aussendet. Sie wird ihre "Rauchzeichen ausschicken, aufräumen in diesem Geschwür von Welt. "Nur ein einziger Flug durch die Nacht / In die Abendnachrichten. Schnallt sich den Sprengstoffgürtel um, sprüht ihr Spiegelbild blind und geht.

Marcel Keller, der derzeit die Stuttgarter mit dem "Hutzelmännlein im Schauspielhaus begeistert, hat die "Materialskizze aus drei Monologen über die Schwierigkeiten, sich auszudrücken, wie der Solitude-Stipendiat Fehling seinen Text untertitelt, in schlichte, eindringliche Bilder übersetzt. Das Studio 15 ist ein kleiner Raum, in dem Schauspieler und die wenigen Zuschauer, die Platz haben, sich nah sind. Keller fokussiert in dieser intimen Atmosphäre auf die Staatstheaterschauspieler Katja Bürkle und Michael Stiller. Sie sprechen Fehlings Text, der selbst aus dem Schrecken melancholische Poesie aufsteigen lässt, unaufdringlich, beinahe beiläufig. Keller platziert sie in ein Café mit vier Tischchen, lässt rote Haifische stumm-bedrohlich durch eine Großstadtkulisse schwimmen und setzt sparsam Requisiten als Chiffren der Kommunikation ein: Telefon, Laptops, Spiegel. Ja, auch Pistolen. Ein Bild aus unserem Alltag, doch zeitlos. Ein Gesicht taucht außen am Fenster auf, vom Aufblinken eines Leuchtfeuers begleitet. Von dem Licht, zu dem die Frau mit der Laterne immer wieder 308 Stufen aufsteigt, um die Schiffe zu warnen. Doch ihre Sehnsucht nach Kontakt ist mit dem Sinn des Lichtes, die Schiffe gerade fern zu halten, unvereinbar. So wie die Unsicherheit des Mannes seinem Wunsch nach einer Begegnung mit der Frau am anderen Tisch im Wege steht. Seine Klopfzeichen, das Klappern der Tastatur, kommen nicht an. Ein Blick würde vielleicht genügen. Er ist ein hölzerner Pinocchio, der niemals bei sich ist und deshalb zu niemand anderem finden kann. Dagegen gerät der Blick der Frau zu diesem Mann so stechend, als würde sie durch ihn hindurchblicken. Starr wirkt sie, verbissen fast. Wie weich ist da sein Zögern, sein Zittern. Eine Pianistin findet den Weg ihrer Gefühle zu den Tasten nicht mehr, die Musik fließen ließen. Ein jegliches birgt eben sein Scheitern immer in sich.

Katja Bürkle und Michael Stiller bauen an diesem Ort der Kontaktarmut ein fesselndes Kraftfeld zwischen sich. Das findet seinen Höhepunkt im Paartanz, in dem sich jeder, aufeinander abgestimmt, doch für sich selbst wiegt. Nur diese nicht mal 60 Minuten genügen, dann ist alles gesagt - und tatsächlich angekommen.