Das weiche Wunderland riecht nicht nach Vanille

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Text von Klaus Fehling über Vanilla Space, das sensorische Raumnetz. Installation und Performance. Von Judith Augustinovic und Herbert Stattler. März 2003. Akademie Schloss Solitude. Veröffentlicht u.a. in Jahrbuch 7 - Akademie Schloss Solitude, ISBN 3-929085-97-6, Edition Solitude.

Das weiche Wunderland riecht nicht nach Vanille.

Mit geschlossenen Augen verschwinden die Konturen. Es bleibt die Erinnerung an einen gelblich-hautfarbenen Ort, der weich und mit nichts alltäglichem vergleichbar ist. Nur der Latexgeruch setzt Grenzen.

Das Gefühl des ersten Eindrucks erinnert vage an etwas Vertrautes - als hätte man es schon einmal gefühlt - früher. Man denkt vielleicht an das Holo-Deck aus einem Science-Fiction-Film oder an ein seltsames Labyrinth aus einem Kindertraum. Hier, an diesem Ort, der kein eigenes Gesicht hat, kann man sich Shakespeares Königsdramen ebenso wie eine Begegnung mit Alice im Wunderland vorstellen - projiziert auf eine große, in alle Richtungen dehnbare Leinwand.

Wenn man dann die Augen wieder öffnet, sind die harten weissen Wände, die Vanilla Space beim ersten Hinsehen noch umgaben, verschwunden. Nun kann man endlich losgehen und - einen Fuß vor den anderen gesetzt - das Wunderland durchwandern.

Wenn man fällt wird man aufgefangen. Und deshalb fällt man. Zuerst vielleicht aus Versehen - dann immer wieder mit Absicht. Der zweite Eindruck nimmt einem den Boden unter den Füßen und ersetzt ihn durch einen anderen, wackeligeren - mit veränderten Gesetzen. »Geradeaus«, »Oben« oder »Unten« haben dann eine andere Bedeutung und andere Konsequenzen. Vanilla Space erscheint wie das reale Abbild eines virtuellen Raumes - Cyberspace ohne Computer. Diese freundliche, hellgelbe Gummizelle ist ein angenehmer Ort, an dem man keine Angst haben muss, etwas falsch zu machen, etwas zu zerbrechen oder sich blaue Flecken zu holen.

Doch man verlässt den Ort verändert.

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No vanilla smells in soft wonderland.

(about Vanilla Space, das sensorische Raumnetz. Installation and Performance. By Judith Augustinovic and Herbert Stattler. March 2003. Akademie Schloß Solitude.)

With eyes closed the outlines disappear. What remains is the memory of a yellow skin-coloured space, soft and not comparable with the ordinary. Only the smell of latex is setting limits.

The sensation of the first impresssion vaguely reminds of something familiar - as if one already have felt it before - in the past. Perhaps you think about the strange labyrinth in a childhood dream. Here at this place without a face of it's own, you can imagine "Shakespeare's Königsdramen" as well as meeting Alice in Wonderland - projected onto a big screen, expandable in all directions.

When you open the eyes again, the hard white walls, which surrounded vanilla-space at first glance, have disappeared. Now you can finally start and - moving one foot in front of the other - pass through the wonderland.

If you fall you will be caught. And therefore you are falling. At the beginning perhaps by mistake - and then over and over again with the intension to fall. The second impression is that something cuts the ground from under your feet and replaces it by another unsteady one - with changed laws. "Straight ahead", "above" or "below" then have a different meaning and different consequences. vanilla-space seems to be the real image of a virtual space - cyberspace without computer. This friendly, light-yellow padded cell is a pleasant place, where you need not to be afraid of doing something wrong, to smash something or to suffer a bruise.

But you leave the place changed.

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